Interview mit Jens Grochtdreis zum Thema Flexbox in der Praxis

Im Interview mit Mirko Hillert (Entwickler Akademie) erläutert Jens Grochtdreis (webkrauts.de) unter anderem welche Probleme Flexbox lösen kann, welche Herausforderungen er bei der Verwendung sieht und welche Tools er bei der Arbeit mit Flexbox empfiehlt.

Mirko Hillert: Jens, du bist Program Chair und Speaker auf den HTML5 Days. Du hast einen Workshop zum Thema „Flexbox in der Praxis“ gehalten. Welches Problem löst denn Flexbox?

Jens Grochtdreis: Flexbox ist die erste Technik, die wir zur Verfügung haben, um endlich ein richtiges Layout im Web zu zimmern. Wir schicken zwar selbstfahrende Roboter zum Mars, die ein Selfie zurückschicken, aber bis vor Kurzem hatten wir noch keine Möglichkeit, wirklich ein Layout geplant zu erstellen. Damit habe ich jetzt endlich die Möglichkeit – was in responsiven Zeiten sehr wichtig ist – auch flexible Layouts zu definieren, die browserübergreifend funktionieren und auch so gedacht sind. Nicht wie mit früheren Techniken einfach mal irgendetwas hinzudengeln was dann hoffentlich funktioniert.

Mirko Hillert: Welche Herausforderung siehst du bei der Verwendung von Flexbox?

Jens Grochtdreis: Die erste Herausforderung ist, dass diejenigen, die schon länger im Web unterwegs sind und mit Floats sehr gut zurechtkommen, die Denkweise der neuen Technik erlernen müssen. Im Prinzip müssen die sich ein wenig hirnformatieren, um das Neue vernünftig zu erlernen. Die Denkweise dafür ist komplett anders, als das was wir bislang kennen. Es gibt kein Oben und Unten, Links und Rechts mehr. Es gibt nur noch Achsen, die der Entwickler selbst drehen kann – da muss man sich drauf einlassen. Auf den ersten Blick erscheint das noch ein wenig schwierig. Auch ich habe ein bisschen gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Aber wenn man sich mal daran gewöhnt hat, dann ist das sehr charmant.

 Mirko Hillert: Kann man das gleiche Ergebnis auch mit einer anderen Technik erreichen?

Jens Grochtdreis: Man wird ein ähnliches Ergebnis erreichen können, aber nicht das gleiche. Wenn man das gleiche Ergebnis erreichen könnte, hätte es keine Notwendigkeit für diese neue Technik gegeben. Es ist auch die Frage, ob man diese neue Technik zwangsweise wird anwenden müssen. Wenn man mit dem Bisherigen zufrieden ist, gibt es keine Notwendigkeit für was Neues. Das ist wie im alltäglichen Leben auch: Wenn die Hose passt, dann brauche ich mir keine neue kaufen – außer ich hab unbedingt Bock drauf. Aber ich werde nicht das gleiche Ergebnis mit einer alten Technik erreichen können. Dafür gibt es aber auch die Grundhaltung des Progressive Enhancement. Das heißt, ich habe eine alte Technik, die ich um etwas schöneres, vielleicht featurereicheres erweitere. Dann haben wir die alten Browser, die das Neue nicht können, die haben ein adäquates Layout. Die neuen Browser, die das Neue können, die haben ein noch besseres Layout, ein angepasstes.

Mirko Hillert: Gibt es Tools für Entwickler, die man bei der Arbeit mit Flexbox empfehlen kann?

Jens Grotdreis: Das wichtigste ist in meinen Augen ein Tool namens Autoprefixer. Das ist ein PostCSS-Tool, das man am sinnvollsten mit Grunt oder gulp nutzen kann. Für all die Entwickler, die keins der beiden Tools nutzen, gibt es auch eine Onlineversion – das ist die einfachste Variante. Die eigentliche Herausforderung in der Praxis ist nämlich, dass es nicht nur eine Flexbox-Variante gibt, sondern drei. Wenn man alle drei und damit auch die alten Browser mit servieren möchte, dann muss man eigene, neue Eigenschaften schreiben. Ich sehe da keinen Sinn drin, die zu lernen. Genau dafür gibt es Tools wie Autoprefixer, die man dann auch nutzen sollte. Die gehen noch einmal über das erzeugte CSS drüber und schreiben alles rein, was noch notwendig wäre. Das ist eigentlich das wichtigste Tool. Ansonsten finde ich persönlich diverse Cheat Sheets, die es im Internet reichlich gibt, recht wichtig. Damit kann man sich immer wieder vor Auge führen, wie diese eine Eigenschaft heißt, mit der ich dieses eine Ziel erreichen möchte. Diese Eigenschaften sind nämlich in meinen Augen nicht besonders intuitiv und gut merkbar benannt. Ich brauche immer mal wieder den Rückgriff auf so ein Cheat Sheet. Das ist für mich das zweite wichtige Tool. Davon gibt es zahlreiche.

Mirko Hillert: Jens, vielen Dank für das Interview.

 

Interviewt von: Mirko Hillert

Mirko Hillert verantwortet seit 2007 als Leiter der Entwickler Akademie den Trainingsbereich bei Software & Support Media. Er studierte Betriebswirtschaft an der Westsächsischen Hochschule Zwickau und der Universidad Valencia sowie Marketing an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Als ehemaliger Dozent und Ausbilder für Managementprozesse treibt er seit vielen Jahren die fundierte Aus- und Weiterbildung von Entwicklern und Softwarearchitekten im IT-Markt voran, unter anderem mit innovativen Eventformaten und hochwertigen Trainingsinhalten.

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